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Corona: Letzte Ausfahrt Insolvenz?

Lesedauer: 5 Minuten 21.04.2022

Mehr Handlungsspielraum für den Einzelhandel

Umsatz unter Plan, aber die Kosten laufen weiter: In der Corona-Krise schmelzen die Liquiditätsreserven des Einzelhandels dahin. Die Regierung fürchtet – wie auch in anderen Branchen – eine Insolvenzwelle und verschafft betroffenen Unternehmen mit Sonderregelungen Spielraum. Doch wie nutzt man die temporäre Aussetzung der Insolvenzantragspflicht? Wie beantragt man die KfW-Finanzierung? Welche Vorteile hat Kurzarbeitergeld?

Sicher ist: Wer eine Insolvenz aufgrund der Corona-Krise vermeiden will, muss schnell eine Planung für eine positive Fortführungsprognose gemäß des Standards des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDWS 6) erstellen.

Aussetzung der Insolvenzantragspflicht nutzen

Die Corona-Krise hat zahlreiche Unternehmen in eine Schieflage gebracht. Aus diesem Grund hat der Gesetzgeber für coronabedingte Insolvenzen die Insolvenzantragspflicht zunächst bis zum 30. September 2020 vorübergehend ausgesetzt. Nun ist eine Verlängerung bis Ende 2020 geplant. Unternehmen, die bis Ende 2019 noch zahlungsfähig waren, gewinnen dadurch wertvolle Zeit. Diese gilt es effektiv zu nutzen, will man die Insolvenz nicht nur verzögern, sondern langfristig abwenden.

KfW-Kredit: Hilfe mit Hürden

Bei dem einen schwindet das Finanzpolster für den nahenden Ruhestand, bei anderen die Mittel zur Finanzierung der kommenden Monate – gemeinsam ist die Bedrohung der Existenz. Rettung versprechen die Corona-Hilfen des Bundes.
Wer nachweisen kann, bis 31.12.2019 noch nicht in wirtschaftlichen Schwierigkeiten gewesen zu sein, hat die Möglichkeit Liquiditätshilfen der KfW-Bank zu beantragen. Je nach Kreditprogramm müssen allerdings positive Erträge oder eine ausreichende Kapitaldienstfähigkeit nachgewiesen werden.

Erfüllt ein Unternehmen alle Anforderungen, bleibt dennoch die Frage, ob ein KfW-Darlehen der richtige Weg ist: Angesichts der weiterhin schwachen Nachfrage, der Konkurrenz durch den Online-Handel und die ungewisse Zukunft dürfte vielen Einzelhändlern die langfristige Rückzahlung der Fördermittel schwer fallen. Alternativen zu evaluieren, lohnt sich.

Plan B: Wenn die Liquidität schwindet

Mitte März 2020 standen Einzelhändler, die wie die Bekleidungsbranche vom Lockdown betroffen waren, deutschlandweit vor der gleichen Situation: Die Frühjahrsware war mitten in der Auslieferung, doch die stationären Geschäfte mussten geschlossen bleiben. Täglich traf Ware ein, Rechnungen stapelten sich und die Verbindlichkeiten wuchsen kontinuierlich an.

Monate später sind die Geschäfte zwar wieder geöffnet, doch die Liquiditätsengpässe bestehen weiterhin. Besonders bei großen Kauf- und Bekleidungshäusern mit einer entsprechenden Kostenstruktur, können die fehlenden Umsätze zu einer extremen Belastung führen. Um in dieser Lage eine Insolvenz abzuwenden, ist eine schnelle Kostenreduktion in allen Unternehmensbereichen nötig.

Sanierungsexperten wie fashionconsult unterstützen Fach- und Einzelhändler mit dem notwendigen Knowhow und einem Fahrplan für die ersten zwei bis vier Wochen:

  1. Analyse der Unternehmensplanung und der Finanzierungssituation
  2. Aufstellen einer Tagesumsatz- und Liquiditätsplanung
  3. Reduzierung der Kosten z.B. durch Kurzarbeitergeld als effektive und sozialverträgliche Maßnahme
  4. Verhandlungen mit Kreditoren und Gläubigern
  5. Erarbeitung eines zukunftsfähigen Konzepts mit positiver Fortführungsprognose

Durchatmen: Unternehmensführung unter insolvenzrechtlichen Aspekten

Belegen die Analysen des Unternehmens und seiner Finanzen grundsätzlich noch eine ausreichende Liquidität zur Fortführung des Betriebs, lässt sich eine Insolvenz abwenden, indem das Unternehmen unter Einhaltung insolvenzrechtlicher Aspekte weitergeführt wird. Ein kontinuierliches Liquiditätsmanagement ist dabei unerlässlich. Neben dem Marktumfeld sind zudem gesetzliche Regelungen wie die Absenkung der Mehrwertsteuer kurzfristig und effektiv in der Unternehmensplanung zu berücksichtigen.

Szenarien, Forecasts und Analysen von Echtzeitdaten erlauben, die Liquidität im Blick zu behalten. Hierbei helfen professionelle Softwarelösungen zur integrierten Finanzplanung wie Corporate Planner Finance. Automatisierte Auswertungen unter Nutzung von BWL-Logikbausteinen sorgen für nachvollziehbare und transparente Entscheidungsgrundlagen. Die Unternehmenssteuerung lässt sich eng an der aktuellen Unternehmenssituation und an Rahmenbedingungen wie der bereits erwähnten Absenkung der Mehrwertsteuer ausrichten.
Damit in dieser Phase alle relevanten Perspektiven berücksichtigt werden, arbeitet fashionconsult bei Bedarf mit Insolvenzrechtlern und Juristen zusammen.

Vorteile einer Sanierung in Eigenverwaltung

Die Entscheidung für die Fortführung des Unternehmens unter insolvenzrechtlichen Aspekten, aber ohne Anmeldung einer Insolvenz sollte auf Basis kennzahlengetriebener Analysen der individuellen Unternehmensdaten fallen. Endet die Liquidität, bevor die Insolvenz abgewendet ist, schließt sich womöglich die Tür für eine andere Sanierungsoption: Die Insolvenz in Eigenverwaltung.

Nur solange das Unternehmen trotz drohender Zahlungsunfähigkeit noch Liquiditätsreserven besitzt, kann man eine Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden und die zahlreichen Vorteile nutzen. Hier bleibt nämlich – anders als bei einer Regelinsolvenz – die Geschäftsführung im Amt und das Verfahren wird nicht öffentlich gemacht. Ein vorläufiger Sachverwalter übernimmt nur Aufsichts- und Kontrollfunktionen.

Zu den weiteren Vorteilen einer Insolvenz in Eigenverwaltung zählen:

  • Das Insolvenzgeld sichert drei Monate lang die Gehälter.
  • Die Befreiung von der Umsatzsteuer generiert Liquidität.
  • Die Kündigungsfrist für Miet- und Arbeitsverträge sinkt auf maximal 3 Monate.
  • Die Kündigungsfrist für Leasing- und Finanzierungsverträge entfällt.
  • Die Sozialplankosten sind bei 2,5 Monatsgehältern gedeckelt.

Die resultierende Stärkung des Eigenkapitals verbessert zudem das Rating des Unternehmens und schafft eine bessere Ausgangssituation für die Refinanzierung.

Zukunft voraus

Wie kritisch die Lage auch sein mag: So lange ein Unternehmen zahlungsfähig ist, stehen ihm zahlreiche Möglichkeiten offen. Besonders in der aktuellen Krise. Gleichzeitig haben Unternehmen angesichts der existentiellen Gefährdung ihres Betriebs nur eine Chance.
Fehlentscheidungen wiegen schwer und der erste Eindruck kann trügen: Die KfW-Fördermittel können kurzfristig für Liquidität sorgen, aber langfristig die finanzielle Belastung des Unternehmens verschärfen. Das frühzeitige Führen des Unternehmens unter insolvenzrechtlichen Aspekten dagegen kann eine Insolvenz dauerhaft abwenden.

Eine integrierte Unternehmensplanung mit umfassenden Analysen und fachlichen Auswertungen sowie die strategische Begleitung durch branchenspezifische Sanierungsexperten ermöglichen es Einzelhändlern, eine fundierte Entscheidung für die richtige Fortführung des eigenen Unternehmens zu treffen – und den Blick wieder nach vorne richten.


Über fashionconsult

Die Gesamtsituation im Einzelhandel ist seit Jahren angespannt. Besonders der Bekleidungseinzelhandel hat mit dem E-Commerce Wettbewerb zu kämpfen. fashionconsult berät seit über 20 Jahren mittelständische Händler mit 20 bis 500 Mitarbeitern. Unsere Partner im Einzelhandel beraten und unterstützen wir mit unserem umfassenden Netzwerk und hoher Kompetenz in zahlreichen Beratungsfeldern von der Unternehmenssanierung bis zur Digitalisierung. Weitere Informationen finden Sie hier.

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