Ein Begriff, drei Meinungen
Business Intelligence ist neben Big Data, „Internet of Things“ und Künstlicher Intelligenz eines der Buzzwords im Kontext digitaler Technologien. Experten sind sich einig, dass Business Intelligence – oder kurz: BI – eine der zentralen Antworten auf die zukünftigen Herausforderungen von Unternehmen ist. Doch obwohl BI in aller Munde ist, versteht jeder etwas anderes darunter. Grund genug, mal nachzufragen. Und zwar bei drei Experten, die es wissen müssen.
Der Klassiker der Wirtschaftsliteratur, das Gabler Wirtschaftslexikon definiert Business Intelligence als einen „Sammelbegriff für den IT-gestützten Zugriff auf Informationen, sowie die IT-gestützte Analyse und Aufbereitung dieser Informationen.“ Ziel dieses Prozesses ist es, vorhandenes Wissen zu nutzen, um neues – relevantes und handlungsorientiertes – Wissen zu generieren, „welches Managemententscheidungen zur Steuerung des Unternehmens unterstützt.“
Soweit die wissenschaftliche Definition. Aber was sagen die Praktiker?
Mario Zillmann (o.l.) ist Partner der Managementberatung Lünendonk & Hossenfelder GmbH, einem der führenden Marktforschungs- und Beratungsunternehmen für B2B-Dienstleistungen. Als Analyst und Berater beschäftigt er sich damit, mit welchen IT-Trends und -Entwicklungen Unternehmen konfrontiert werden. Was diese Entwicklungen für die Unternehmen in der täglichen Praxis bedeuten, weiß Jens Ropers (o.r.), Partner der CA controller akademie. Er berät Unternehmen bei der Entwicklung von Qualifizierungsstrategien im Rahmen der digitalen Transformation. Qualifizierungsmaßnahmen rund um datengetriebene Anwendungen sind auch einer der Schwerpunkte von Lars Böhle (M.). Der Chief Training & Consulting Officer von Corporate Planning entwickelt Lösungskonzepte und begleitet mit Trainings die Einführung von BI- und Corporate Performance Management-Lösungen.
Was ist Business Intelligence?
Zillmann: Für mich ist Business Intelligence die Summe aus Technologien, Methoden und Strategien, um Unternehmen und Organisationen kennzahlenbasiert zu steuern. BI-Tools bestehen in der Regel aus den vier Komponenten Konsolidierung, Reporting, Analyse und Dashboarding/Visualisierung.
Ropers: Übersetzt man Intelligence mit Information, Wissen und Verständnis, dann hilft BI dabei, Informationen zu generieren, mit denen wir das Unternehmen steuern.
Böhle: Bei der ‚Intelligenz‘ geht es im Grunde um das Verständnis seines eigenen Geschäftsmodells. Was sind die Treiber, die den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens in Zukunft sicherstellen?
Was sind Sinn und Zweck von BI?
Zillmann: Mit BI erhält das Management alle relevanten Kennzahlen in hoher Qualität und Aussagekraft sowie Gültigkeit nahezu auf Knopfdruck. Dies ist unerlässlich, da die Menge an Daten durch die Digitalisierung immer mehr zunimmt, ebenso wie die Komplexität und Volatilität der globalen Wirtschaft.
Ropers: BI hat nur einen Zweck, nämlich das Treffen von Entscheidungen!
Böhle: Es geht um Flexibilität in der Planung – nachvollziehbar, effizient und integriert. Werttreiber haben die Eigenschaft, dass sie als Stellhebel über den Erfolg und Misserfolg entscheiden.
Wie setzt man Business Intelligence am besten um?
Zillmann: Um ein möglichst realistisches Abbild der Realität zu bekommen, benötigt man einen zentralen Ort, wo sämtliche Informationen in einem Unternehmen zusammenlaufen – den Single Point of Truth. Wer massiv gesteigerte Report- und Analysegeschwindigkeiten wünscht, setzt auf Self Service BI. Mit Excel lassen sich diese Herausforderungen nicht mehr lösen.
Ropers: Es ist zunächst notwendig, die Systematik des Geschäftsmodells des Unternehmens zu verstehen, um dann die steuerungsrelevanten Informationen festzulegen. Die dafür notwendigen Daten zu erheben, nutzbar zu machen, zu analysieren und in einer Single Source of Truth zu lagern ist der zweite Schritt.
Böhle: Nur eine professionelle Planungslösung – nicht Excel! – vermag es, jene Treiber mit ihrer Wirkung auf die Liquidität und Rentabilität des Unternehmens nachvollziehbar, effizient und integriert zu analysieren und flexibel gegensteuern zu können.“
Fazit: So unterschiedlich die Herangehensweisen an den Begriff Business Intelligence auch sein mögen, in einem sind sich die drei Experten einig: BI trägt dazu bei, die Entscheidungsqualität und -geschwindigkeit im Unternehmen zu erhöhen. In komplexen und volatilen Marktumfeldern sowie angesichts zunehmender Datenmengen sind das zwei erfolgskritische Faktoren.