Jahresrückblick 2025: Was das Controlling bewegt hat

    Veröffentlicht: 15. Dezember 2025

    Das Jahr 2025 war für das Controlling erneut geprägt von Dynamik, Veränderungsdruck und der Notwendigkeit, schneller und fundierter zu entscheiden. Während die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen volatil blieben, hat sich im Controlling selbst ein klarer Trend abgezeichnet: Controlling entwickelt sich zunehmend weg vom starren Berichtswesen, hin zur strategischen Schnittstelle.

    1. Kostendruck als Dauerzustand: Professionelles Kostenmanagement rückt ins Zentrum

    2025 war ein Jahr, in dem viele Unternehmen Kostensensitivität neu definiert haben.
    Energiepreise, Lieferkettenverwerfungen, steigende Personalkosten und neue regulatorische Anforderungen sorgten dafür, dass Kostensteuerung nicht als temporäre Maßnahme, sondern als dauerhafte Managementaufgabe verstanden werden musste.

    Empfehlenswerte Ansätze, die sich in der Praxis bewährt haben:

    • Fixkosten strukturiert erfassen und regelmäßig hinterfragen
    • Schwerpunkt auf Analyse statt reinem „Sparen“
    • Frühindikatoren für Kostenentwicklungen nutzen
    • Prozesskosten dort betrachten, wo sie entscheidungsrelevant sind

    Fazit: Transparenz ist kein Nebenprodukt – sie ist Voraussetzung für Steuerungsfähigkeit.

    2. Von starren Budgets zu dynamischer Steuerung

    Die klassische Jahresplanung verliert weiter an Relevanz. Flexiblere Planungs- und Forecasting-Prozesse werden hingegen zunehmend als sinnvoller Weg gesehen, um realitätsnäher zu steuern.
    Der Grund liegt auf der Hand: Unternehmen, die schneller aktualisieren, können schneller reagieren.

    Empfehlungen, die sich immer stärker durchsetzen:

    • Rolling Forecasts, oder allgemein Forecasts häufiger aktualisieren
    • KPIs auf wenige, aussagekräftige Kennzahlen konzentrieren
    • Reporting stärker auf Maßnahmen und Ursachen ausrichten
    • Ziele mithilfe agiler Methoden (z. B. OKRs) operationalisieren

    Dies führte zu einer klaren Erkenntnis: Agilität entsteht nicht durch mehr Daten, sondern durch klare Priorisierung und regelmäßige Aktualisierung.

    Aber: Rollierende Forecasts sind kein Selbstläufer. Erfahrung zeigt, dass die Umstellung meist dann schwierig wird, wenn sie als rein technische Anpassung verstanden wird. Ohne klare Verantwortlichkeiten, verlässliche Datenbasis und ein schlankes Prozessdesign kann aus dem Anspruch monatlicher Forecasts schnell eine „Forecast-Mühle“ entstehen: mehr Aufwand, aber kaum zusätzlicher Erkenntnisgewinn. Agilität braucht Methodik – und den Mut, bestehende Prozesse wirklich zu überarbeiten.

    3. Datenqualität und Integration rücken weiter in den Fokus

    Die Erfahrung vieler Controller im Jahr 2025: Eine große Datenmenge hilft wenig, wenn sie nicht einheitlich, nachvollziehbar und aktuell ist.
    Damit gewinnt die Idee einer Single Source of Truth weiter an Gewicht.

    Typische Herausforderungen, die sich gezeigt haben:

    • unterschiedliche Zahlenstände zwischen Fachbereichen
    • händische Datenkonsolidierung
    • fehlende Prozessautomatisierung

    Fazit: Je einheitlicher und automatisierter die Datenbasis, desto schneller und sicherer lassen sich Entscheidungen ableiten.

    Trotzdem, die Digitalisierung im Controlling ist noch nicht abgeschlossen: In vielen Abteilungen werden Berichtserstellung und Datenaufbereitung weiterhin teilweise manuell durchgeführt. Das bindet Kapazitäten, verzögert Steuerungsprozesse und erschwert den Fokus auf Analyse und unternehmerische Impulse. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch eine aktuelle Untersuchung des Internationalen Controller Vereins (ICV), die zeigt, dass manuelle Tätigkeiten und heterogene Datenlandschaften nach wie vor zu den zentralen Herausforderungen im Controlling zählen.
    Studienauszug ansehen.

    4. KI im Controlling: Vom Experiment zur Anwendung

    2025 war ein Jahr, in dem praktikable KI-Anwendungsfälle im Controlling sichtbar wurden.
    Nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zu Analyse- und Bewertungsaufgaben.

    Besonders hilfreiche Einsatzfelder:

    • Trenderkennung
    • statistische Prognosen
    • Anomalie-Analysen
    • automatisierte Textzusammenfassungen

    Die zentrale Erkenntnis: KI ersetzt keine Controller – sie erweitert ihre Analysefähigkeit. 2026 wird sich dieser Trend weiter professionalisieren, weil der Bedarf an vorausschauender Steuerung steigt.

    Auch hier gibt es ein „Aber“, ein Blick auf die Controlling-Landschaft 2025 zeigt: Die Entwicklungen verlaufen nicht gleichmäßig.
    Konzerne haben bei Datenintegration und KI-Einsatz deutlich die Nase vorn – getrieben durch größere IT-Budgets und dedizierte Digitalisierungsteams. Hier sind erste produktive KI-Anwendungen bereits Standard.
    Mittelständische Unternehmen punkten dagegen durch Agilität: Kürzere Entscheidungswege ermöglichen es ihnen, Steuerungsmodelle schneller anzupassen. Rollierende Forecasts und verschlankte KPI-Sets lassen sich hier oft pragmatischer umsetzen als in großen Strukturen.

    5. ESG etabliert sich endgültig als Controlling-Thema

    Auch wenn ESG 2023–2024 vor allem ein Reporting-Thema war, rückte es 2025 stärker in operative Entscheidungen hinein:

    • ESG-KPIs wurden in die Steuerungslogik integriert – allerdings mit einer klaren Herausforderung: Viele Nachhaltigkeitsdaten sind (noch) nicht in der Qualität verfügbar, die Controller gewohnt sind. Schätzungen, externe Datenquellen und unterschiedliche Erhebungslogiken erschweren die Integration in etablierte Reportingstrukturen.
    • Kostenwirkungen nachhaltigkeitsbezogener Maßnahmen wurden transparenter bewertet – oft mit ernüchterndem Ergebnis: Die Business Cases für Nachhaltigkeitsinvestitionen lassen sich nicht immer rechnerisch darstellen. Controller mussten lernen, mit „weichen" Bewertungskriterien umzugehen, ohne die Steuerungslogik aufzugeben.
    • Unternehmen begannen, ESG-Risiken in Szenarien abzubilden – von CO₂-Preisszenarien bis zu regulatorischen Verschärfungen. Das Controlling wurde damit zum Übersetzer zwischen Nachhaltigkeitsstrategie und finanzieller Steuerung.

    Fazit: ESG ist damit nicht länger eine externe Pflicht – es wird zu einem Steuerungsfaktor, der Kosten, Risiko und Strategie gleichermaßen beeinflusst. Die Frage ist nicht mehr „ob", sondern „wie gut" das Controlling diese Dimension integriert.

    6. Der Rollenwandel des Controllings setzt sich fort

    2025 hat erneut bestätigt, wie wichtig Controlling als Partner der Unternehmensführung ist. Die Rolle verschiebt sich weiter, weg von der reinen Datensammlung, hin zu Analyse, Beratung und Gestaltung.

    Wesentliche Kompetenzen, die weiter an Bedeutung gewinnen:

    • kommunikative Stärke
    • analytisches Denken
    • Fähigkeit, Komplexität zu reduzieren
    • technologische Kompetenz

    Fazit: Der Rollenwandel ist keine Zukunftsvision mehr, sondern Realität. Controller, die Analyse, Kommunikation und Technologie souverän verbinden, werden 2026 einen spürbar größeren Einfluss auf strategische Entscheidungen haben.

    7. Ausblick 2026: Was jetzt wichtig wird

    Aus den Entwicklungen des Jahres 2025 lassen sich fünf klare Prioritäten für 2026 ableiten:

    1. Kostenstrukturen aktiv steuern statt nur überwachen
    2. Forecasting-Modelle flexibilisieren und beschleunigen
    3. Datenqualität und Datenintegration konsequent verbessern
    4. KI-basierte Analysen als festen Bestandteil etablieren
    5. Controller als Impulsgeber im Unternehmen stärken


    Unternehmen, die diese Themen frühzeitig adressieren, verbessern nicht nur ihre Planungssicherheit – sie erhöhen ihre gesamte Steuerungsfähigkeit.

    Welche dieser Entwicklungen hat 2025 in Ihrem Unternehmen die größten Spuren hinterlassen? Und welche Priorität setzen Sie für 2026?

    Wir freuen uns auf den Austausch: ob per Nachricht oder im persönlichen Gespräch. Die Herausforderungen werden 2026 nicht kleiner – aber gemeinsam lassen sich die besten Ansätze entwickeln.