Welche Dokumente im Controlling wirklich kritisch sind
Veröffentlicht: 16. Oktober 2025
Diese Artikel ist Teil 2 unserer 3-teiligen Serie zum Dokumentenmanagement im Controlling. [Teil 1: 5 typische Fehler →]
Nicht alle Excel-Dateien sind gleich wichtig
In Teil 1 unserer Serie haben wir die häufigsten Dokumentenmanagement-Fehler beleuchtet. Heute klären wir eine entscheidende Frage: Welche Dokumente verdienen wirklich Ihre volle Aufmerksamkeit?
Die Antwort ist simpel: Nicht alle. Während eine schnelle Ad-hoc-Analyse nach einer Woche vergessen ist, kann eine falsche Budgetversion monatelang Schäden verursachen. Zeit für eine systematische Kategorisierung.
Die 4 Dokument-Kategorien im Controlling
Kategorie 1: Mission Critical Documents
Diese Dokumente können Ihr Unternehmen zum Stolpern bringen
Was gehört dazu:
- Genehmigte Budgets und Forecasts
- Liquiditätsplanungen und Cash-Flow-Prognosen
- Investitionsrechnungen für Großprojekte
- Jahresabschluss-Unterlagen und Wirtschaftsprüfungs-Dokumentation
- Kalkulationsgrundlagen für Preislisten
Warum so kritisch: Diese Dokumente bilden die Basis für strategische Entscheidungen. Ein Fehler hier kann zu Millionen-Investitionen in die falsche Richtung, Liquiditätsproblemen oder Compliance-Verstößen führen.
Ihr Umgang damit:
- Versionskontrolle: Akribisch, jede Änderung dokumentiert
- Backup: Täglich, mehrfach redundant
- Zugriff: Beschränkt, nur autorisierte Personen
- Archivierung: Revisionssicher, langfristig verfügbar
- Dokumentation: Vollständig, jede Berechnungslogik erklärt
Praxisbeispiel Liquiditätsplanung:
2024-10-15_Liquiditätsplanung_Q4_v2.1_GF_approved.xlsx
├── Begleitdokument: Liquiditätsplanung_Q4_Berechnungsgrundlagen.docx
├── Datenquelle: SAP_Export_Kreditorenlauf_2024-10-15.xlsx
└── Protokoll: Management_Meeting_2024-10-15_Liquidität.pdf
Kategorie 2: Business Critical Documents
Diese Dokumente steuern Ihr operatives Geschäft
Was gehört dazu:
- Monats- und Quartalsberichte
- Controlling-Dashboards und KPI-Reports
- Kostenstellenauswertungen
- Abweichungsanalysen
- Preiskalkulationen für Standardprodukte
Warum wichtig: Diese Dokumente steuern das operative Geschäft und werden regelmäßig vom Management verwendet. Fehler hier führen zu falschen operativen Entscheidungen.
Ihr Umgang damit:
- Versionskontrolle: Systematisch, klare Versionshistorie
- Backup: Automatisch in der Cloud
- Templates: Standardisiert, um Konsistenz zu gewährleisten
- Qualitätssicherung: Vier-Augen-Prinzip bei finalen Versionen
Praxistipp: Erstellen Sie für diese Kategorie Standard-Templates mit integrierten Plausibilitätsprüfungen. So reduzieren Sie Fehlerquellen erheblich.
Kategorie 3: Operational Documents
Diese Dokumente unterstützen Ihre tägliche Arbeit
Was gehört dazu:
- Ad-hoc-Analysen und Sonderauswertungen
- Arbeitsversionen von Reports
- Datenexporte aus ERP-Systemen
- Berechnungstools und Hilfstabellen
- Korrespondenz zu Zahlenabstimmungen
Warum relevant: Diese Dokumente sind wichtig für Ihre tägliche Produktivität, haben aber begrenzten Einfluss auf strategische Entscheidungen.
Ihr Umgang damit:
- Organisation: Einfache, aber konsequente Struktur
- Archivierung: Regelmäßiges Aufräumen, nur Wichtiges behalten
- Versionierung: Einfach gehalten (v1, v2, final)
- Backup: Standard Cloud-Synchronisation reicht
Kategorie 4: Reference Documents
Diese Dokumente sind Ihr Wissensfundament
Was gehört dazu:
- Kostenstellenpläne und Kontierungsrichtlinien
- Kalkulationsschemata und Formelbibliotheken
- Branchenbenchmarks und Vergleichsdaten
- Prozessdokumentationen und Arbeitsanweisungen
- Templates für wiederkehrende Aufgaben
Warum essenziell: Diese Dokumente ändern sich selten, müssen aber für alle Teammitglieder verfügbar und aktuell sein. Sie sind die Basis für konsistente Arbeit.
Ihr Umgang damit:
- Zentraler Speicherort: Alle haben Zugriff, niemand ändert unkontrolliert
- Versionsdatum: Immer aktuell halten
- Namenskonvention: Master_Kostenstellenplan_2024.xlsx
- Backup: Besonders wichtig, da Verlust schwer zu ersetzen
Prioritäten richtig setzen: Der Controller-Triage-Ansatz
Ähnlich wie in der Notfallmedizin sollten Sie Ihre Aufmerksamkeit nach Dringlichkeit und Wichtigkeit verteilen:
Sofortaufmerksamkeit (Rote Kategorie)
- Mission Critical Documents mit Fehlern
- Kurzfristig fällige Business Critical Documents
- Compliance-relevante Dokumentation
Geplante Bearbeitung (Gelbe Kategorie)
- Regelmäßige Updates von Business Critical Documents
- Wartung von Reference Documents
- Strukturierung wichtiger Operational Documents
Niedrige Priorität (Grüne Kategorie)
- Aufräumen alter Ad-hoc-Analysen
- Optimierung bestehender Ablagestrukturen
- Nice-to-have Verbesserungen
Spezialfall: Regulatory und Compliance-Dokumente
Besondere Anforderungen
Dokumente für Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung oder Banken unterliegen besonderen Anforderungen:
Revisionssicherheit:
- Unveränderbarkeit nach Finalisierung
- Vollständige Änderungshistorie
- Datums- und Uhrzeitstempel
Nachvollziehbarkeit:
- Lückenlose Dokumentation von Berechnungswegen
- Quellenangaben für alle verwendeten Daten
- Begründungen für Annahmen und Schätzungen
Verfügbarkeit:
- Schneller Zugriff auch nach Jahren
- Strukturierte Ablage nach Prüfungszyklen
- Backup-Strategien für langfristige Archivierung
Praktische Umsetzung: Die Dokument-Matrix
Erstellen Sie eine einfache Matrix zur Kategorisierung neuer Dokumente:
Kriterium |
Mission Critical |
Business Critical |
Operational |
Reference |
Auswirkung eines Fehlers |
Sehr hoch |
Hoch |
Mittel |
Niedrig |
Verwendungsdauer |
Jahre |
Monate |
Wochen |
Dauerhaft |
Nutzerkreis |
Management + |
Management |
Controller |
Alle |
Änderungshäufigkeit |
Selten |
Regelmäßig |
Häufig |
Sehr selten |
Fragen zur schnellen Einordnung:
- Was passiert, wenn dieses Dokument falsch ist?
- Wer nutzt dieses Dokument für Entscheidungen?
- Wie oft wird es geändert/aktualisiert?
- Wie lange wird es benötigt?
Ihr Aktionsplan für diese Woche
Schritt 1: Bestandsaufnahme (30 Minuten)
- Listen Sie Ihre 20 wichtigsten Dateien auf
- Kategorisieren Sie diese nach der 4-Kategorien-Matrix
- Identifizieren Sie Mission Critical Documents
Schritt 2: Quick-Wins umsetzen (45 Minuten)
- Mission Critical Documents: Sofortiges Backup erstellen
- Business Critical Documents: In strukturierte Ordner verschieben
- Reference Documents: Zentral und für alle zugänglich machen
Schritt 3: Prioritäten festlegen
- Welche Dokumente brauchen täglich Ihre Aufmerksamkeit?
- Wo ist das Risiko am höchsten?
- Was kann warten?
Tipp aus der Praxis
Dokumentenmanagement ist im Controlling nur ein Baustein. Wirklich effizient wird es, wenn Zahlen, Analysen und begleitende Informationen in einer gemeinsamen Umgebung zusammenlaufen.
Der Corporate Planner ist eine Plattform für integriertes Controlling – Planung, Analyse und Reporting an einem Ort:
- Alle Daten liegen zentral und konsistent vor
- Nahtlose Schnittstellen zu Vorsystemen sichern die Aktualität
- Verantwortlichkeiten und Zugriffsrechte sind klar geregelt
- Planungen, Szenarien und Kommentare greifen ineinander
So entsteht eine transparente, verlässliche Basis für Entscheidungen – mit deutlich weniger Aufwand als in verstreuten Excel-Dateien oder Insellösungen.
Ausblick auf Teil 3
Nachdem Sie nun wissen, welche Dokumente wirklich kritisch sind, zeigen wir Ihnen nächste Woche in Teil 3 eine praktische Checkliste für Ihren Controller-Alltag. Sie erhalten konkrete Arbeitsschritte, Templates und Zeitpläne, um Ihr Dokumentenmanagement dauerhaft zu verbessern.
[→ Teil 3: Checkliste für den Controlling-Alltag (erscheint nächsten Monat)]